Abstract

 

Diese Arbeit untersucht die Struktur des Römerlagers Oberaden unter dem Aspekt einer möglichen zugrundeliegenden Feldlagerbeschreibung analog zu denen von Polybios und Pseudo-Hygin. Das durch Reverse Engineering rekonstruierte einfache Regelwerk offenbart ein System, dass Elemente beider historisch überlieferter Feldlagerbeschreibungen aufweist, aber zugleich auch deutlich von dem zwischenzeitlichen Organisationswechsel zur Kohorten-Legion geprägt ist. Die unregelmäßige Lagerform in Oberaden kann über dieses Regelwerk als vollständig geplant und als Anpassung der Idealform an den Personalbestand erklärt werden. Obwohl die innere Struktur dieser augusteischen Feldlager überwiegend hypothetisch bleiben muss, lassen sich einzelne Aspekte dieses Regelwerkes auf weitere augusteische Lager übertragen.


1 Einleitung

 

Anlässlich des Kolloquiums zur "römischen Okkupation nördlich der Alpen" im Jahr 1989 in Bergkamen beschrieb J.-S- Kühlborn in seinem Vortrag die Situation zum Grabungsstand in Oberaden wie folgt:


<...Somit ist im Falle Oberadens der Sachverhalt außergewöhnlich: Mit seiner irregulären Disposition von praetorium und principia nimmt das Lager von Oberaden unter allen bekannten frühkaiserzeitlichen, auf gewisse Dauer angelegten Legionslagern, eine ausgesprochene Sonderstellung ein. Wegen der derzeitigen Einmaligkeit des Oberadener Baubefundes in Oberaden bleibt vorerst offen, ob sich hier lediglich ein singuläres Phänomen oder gar eine entwicklungsgeschichtlich bedeutsame Variante im augusteischen Lagerbau zu erkennen  gibt.>[1]

Diese Arbeit greift diese Fragestellung auf und stellt den Grabungsbefund Schritt für Schritt einzelnen Aspekten der beiden historisch überlieferten Feldlagerkonstruktio-nen von Polybios und Pseudo-Hygin gegenüber. Dabei wird parallel untersucht, ob sich aus dem zeitlich zwischen den vorgenannten Konstruktionsbeschreibungen liegenden Lager in Oberadens ein hypothetisches augusteisches Ideallager entwickeln lässt. Sollte sich dabei ein plausibles Konstruktionsschema ergeben, bestünde die Möglichkeit die bisherigen zeitgleichen Römerlager hinsichtlich ihrer Funktionen und Aufgaben genauer zu spezifizieren. Durch den Nachweis eines festen augusteischen Lagerbauregelwerkes wäre man möglicherweise sogar in der Lage Fragmente bisher nicht genau zugeordneter Römerlager allein über ihre Form genauer zu beschreiben, oder bei sich überlagernden Befunden einzelne Belegungsjahre zu differenzieren.

2 Erläuterung der verwendeten Techniken

 

Die Bilder der rekonstruierten Legionslager wurden als SVG-Dateien (Scalable Vector Graphics/SVG) durch ein PL/SQL-Programm erstellt. Die Wahl der Programmiersprache beruht nicht auf zwingend erforderlichen Funktionalitäten, sondern allein auf der Verfügbarkeit und den persönlichen Vorlieben des Autors. Das Programm sollte sich leicht in jede beliebige texterzeugende Programmiersprache migrieren lassen.

Um die graphischen Rekonstruktionen den Grabungsplänen gegenüberstellen zu können, wurden die erzeugten SVG-Grafiken in das frei verfügbare Grafikbearbeitungsprogramm GIMP 2 importiert. Die Grabungspläne von Oberaden und Obrežje wurden aus den Veröffentlichungen in höchster Qualität gescannt und unter Zuhilfenahme der vorhandenen graphischen Kartenmaßstäbe auf die Größe der SVG-Grafiken angepasst. Dabei wurde darauf geachtet, dass dies in einem Arbeitsvorgang  geschieht, um die Anzahl der unvermeidlichen Rundungsfehler beim Skalieren zu minimieren. Um die Auswirkung der Rundungsfehler möglichst klein zu halten, wurden auch die SVG-Grafiken in einer möglichst hohen Auflösung erstellt. Skaliert wurde proportional, um das Längen-/Breitenverhältnis nicht zu verfälschen. Auf-grund dieser Technik ist die Entnahme von absoluten Längenwerten aus den fertigen Grafiken nur sehr eingeschränkt möglich und ist mit Vorsicht zu genießen. Die Ar-gumentation dieser Arbeit fußt mehr auf den Verhältnissen einzelner Konstruktions-elemente zueinander, als auf deren exakten Längen.

3 Gründe für den römischen Lagerbau

 

Der römische Lagerbau wird historisch zuerst fassbar in den Überlieferungen über die römische Republik des Polybios. Im sechsten Buch beschreibt er darin die Kon-struktion eines Lagers für ein konsularisches Heer mit zwei Legionen und dazugehörigen Hilfstruppen so detailliert, dass die daraus entworfenen Rekonstruktionen verschiedener Forscher sich nur in kleinen Details unterscheiden. Polybios beschreibt auch als erster die Motivation und Vorteile die zu der Entwicklung eines genormten und systematisierten römischen Lagers führten. Demnach war es den Römern sehr wichtig, im Laufe eines Feldzuges an jedem Ort immer ein strukturell gleiches Lager aufzuschlagen.


Die Römer aber ziehen es vor, die Mühe des Schanzens und was sonst noch damit verbun-den ist, auf sich zu nehmen, um das Lager auf eine einfache Art errichten zu können und um immer ein und dasselbe Lager zu haben" (Polyb. 6,42,5)

 

Dies hatte den Vorteil, dass die Lagerordnung nicht an jedem neu bezogenen Lagerplatz neu organisiert werden musste.


„Wenn nun die marschierenden Legionen so nahegekommen sind, dass der Lagerplatz gut zu überschauen ist, dann ist natürlich für alle sofort alles erkennbar, da sie es von der Fahne am Feldherrnzelt aus erschließen und berechnen können. Da also jeder genau weiß, in welcher Straße und an welcher Stelle dieser Straße er zeltet - denn alle haben immer denselben Lagerplatz inne -, ist es ähnlich, wie wenn ein Heer in seine Heimatstadt einzieht...“(Polyb. 6,41,10)


Die generellen Vorteile eines befestigten Lagers beschreibt Vegetius:


„Denn in Kriegszeiten trifft man nicht immer auf eine ummauerte Stadt als Standquartier oder längere Bleibe, und es wäre recht unvorsichtig und gefährlich, ein Heer ohne jegliche Sicherung an jedem beliebigen Ort zu lagern, da leicht ein heimlicher Überfall daraus folgt,...“(Vegetius III,8,1)


Neben der Vermeidung von Chaos beim Beziehen des Lagers, hatte dieses Verfahren auch Vorteile bei der Verteilung und Organisation des Wachdienstes, da dieser ebenfalls nicht immer neu an die Lagerform angepasst werden musste. Diese Beweggründe blieben von der Republik bis in die späte Kaiserzeit gleich, auch wenn die römischen Vermesser zu verschiedenen Zeiten daraus unterschiedliche Konstruktionen entwickelten. Weitere Faktoren wie Heeresreformen und das Verhältnis zu den Hilfstruppen scheinen die spätere Entwicklung zusätzlich beeinflusst zu haben wie eine detailliertere Betrachtung im Einzelnen zeigen wird.

 

 

Abb.1: Lagererungsart eines republikanischen Heeres für einen Konsul nach Polybios.
Abb.1: Lagererungsart eines republikanischen Heeres für einen Konsul nach Polybios.

 4 Beschreibung der Lagerkonstruktion des Polybios

 

Im Buch 6 seiner Historíai beschreibt Polybios die Konstruktion des Feldlagers der römischen Republik, wie es wahrscheinlich zu seinen Lebzeiten (ca. 200 v. Chr. bis 120 v. Chr.) ausgesehen hat. Es handelt sich dabei um eine Lagerungsart für einen Konsul und seinen zwei Legionen inklusive Hilfstruppen. Da man für diese Zeit annimmt, dass einem Konsul immer genau zwei Legionen zugeteilt wurden [2], darf man also folgern, dass dieses Regelwerk für die meisten Heere zur Anwendung kam. Möglicherweise gab es zu dieser Zeit also für ein konsularisches Heer keine andere Lagerungsart als genau diese von Polybios Beschriebene. Für den Fall, dass beide  Konsuln mit ihren Heeren am selben Ort weilten, wurden die Lager zwar vereinigt, die innere Aufteilung jeder einzelnen Lagerhälfte blieb aber nach Polybios identisch. In der Republik wurden die Legionen, und die Bundesgenossen erst zu einem bestimmten Zeitpunkt vor dem Feldzug in das Lager bestellt. Die Soldaten standen also nicht ständig unter Waffen. Wahrscheinlich also erst im für die Kriegsführung günstigen Frühjahr oder Sommer wurde das erste Lager erstellt und bezogen. Ein ganz- jähriges Standlager wird es also in der Regel nicht gegeben haben. Längerfristig wurde ein Lager nur benutzt wenn im Rahmen eines Feldzuges überwintert werden musste. Eine Abweichung von der beschriebenen Lagerungsart deutet Polybios in (Polyb. 6,32,8) an.
 Dabei rücken, bei nur einem anwesenden Konsul, die zentralen Plätze mitsamt dem Feldherrn und dessen Leibwache sowie Gefolge zwischen die Legionen, wobei alles andere gleich bleiben würde. Diese Textstelle wurde in der Forschung  bisher unterschiedlich interpretiert. Diskussionspunkte dabei sind die Fragen, "Wann oder unter welchen Umständen diese Variante zur Anwendung kam?" und "Wenn diese Variante das Lager für ein einzelnes konsularisches Heer ist, was beschreibt dann Polybios in den Passagen davor?".
Im Kapitel 6.2 dieser Arbeit wird detaillierter auf diese Diskussion eingegangen:

 

Abb.2: Lager des Pseudo-Hygin, von Stolle, "Lager und Heer der Römer"
Abb.2: Lager des Pseudo-Hygin, von Stolle, "Lager und Heer der Römer"

5 Beschreibung der Lagerkonstruktion des Pseudo Hygin

 

Ein kaiserzeitliche Pendant zum republikanischen Heerlager beschreibt Pseudo-Hygin im 1. oder 2. Jahrhunderts n. Chr. in dem "de munitionibus castrorum" genannten Werk. Genau wie bei Polybios handelt es sich um ein Feldlager, das ein für einen Feldzug zusammengezogenes Truppenkontingent aufnehmen sollte. Im Unterschied zu der älteren Beschreibung ist die Konstruktionsweise dieses Lagers aber in Bezug auf die innere Struktur, der Fläche des umbauten Raumes und den Positionierungen der Truppenlagerplätze variabel ausgelegt. Die Anzahl und Art der unterzubringen-den Truppen muss vorher bekannt sein und diese bestimmen die gesamte Erscheinung des Lagers. Während in der Republik im Wesentlichen nur Legionstruppen und Bundesgenossen in etwa paritätischem Verhältnis beherbergt werden musste, konnte in der Kaiserzeit das Feldzugsheer mitunter aus den verschiedensten Truppengattungen bestehen. Pseudo-Hygin berücksichtigt in seiner Beschreibung z.B. Marinesoldaten, Maurische Kavallerie, Dakische Infanterie etc. Der Gegner, das Vertrauen in die fremdstämmigen Hilfstruppen, das Terrain und die Verfügbarkeit einzelner Truppenteile beeinflussten die Zusammensetzung des Heeres offenbar derart, dass eine relativ simple Lagerungsart, wie sie das Polybioslager darstellte, nicht mehr praktikabel erschien.  Statt der standardmäßigen vier republikanischen Legionen sowie den obligatorischen Bundesgenossen die bei Bedarf ausgehoben wurden, gab es nun in der Kaiserzeit bis zu 30 Legionen einer Berufsarmee. Ihnen zur Seite standen dutzende in Kohorten organisierte Hilfstruppenverbände, die aus allen Reichsteilen rekrutiert und zumeist entlang den Grenzen stationiert waren. Ein Feldzugsheer musste also zuerst einmal zusammengesucht werden. Dabei werden die lokalen Legionen wahrschein-lich zumeist mit Truppen aus ruhigeren Regionen des Reiches verstärkt worden sein, so wie es die Bedrohungslage an den jeweils entblößten Grenzabschnitten zuließ. Das geplante Feldzugsheer Arrians bestand z.B. neben den Legionen aus über zwanzig weiteren Truppenkontingenten. [3]
Auf den Punkt gebracht, sah jedes Lager nach Pseudo-Hygin anders aus. Nur wenn die Truppen in exakt derselben Konstellation zusammenkamen, konnte eine alte Lagerkonstruktion wiederverwendet werden. Im Gegenzug heißt das aber auch, dass wahrscheinlich vor einem Feldzug das Erstellen und belegen des eigenen Marschlagers sowie ein geordneter und reibungsloser Ein- und Ausmarsch vom Heer geübt werden musste, um diese Manöver zeitlich auf ein Minimum zu reduzieren. Dies gilt für das Polybios-Lager eingeschränkt natürlich auch, für die Konstruktionen nach Pseudo-Hygin aber im besonderen Maße, da diese temporär und nur für einen speziellen Feldzug existierten. Sicherlich konnten die gut ausgebildeten kaiserlichen Verbände für sich selbst aus dem Stand heraus ein für sie passendes Marschlager bauen. Der Bau des eigens für ein Feldzugsheer konzipierten Lagers bedeutete wahrscheinlich dennoch für alle beteiligten Truppen zusätzlichen Übungsbedarf.

 

Abb.3: Grabungsplan vom Lager III in Renieblas.(Journal of Roman Military Equipment Studies 4, John Pamment Salvatore)
Abb.3: Grabungsplan vom Lager III in Renieblas.(Journal of Roman Military Equipment Studies 4, John Pamment Salvatore)
  • Orthogonalität im Lager des Polybios 
    Alle aus dem Text des Polybios hervorgegangenen Rekonstruktionen in der neuzeitlichen Forschung zeigen einen komplett orthogonalen Lagerplan. Die Textstellen, die explizit auf orthogonale Strukturen bei der Lagererstellung hinweisen, sind die Anlage der beiden Straßen via principalis und via praetoria in einem rechten Winkel zueinander(Polyb. 6,28,1) , das Hervorheben des Quadrates als ideale Form für die Lagerplätze der Manipeln(Polyb. 6,28,3) und ebenso des Praetoriums(Polyb. 6,27,2), sowie die einem gleichseitigen Viereck ähnelnde Gesamtgestalt des Lagers(Polyb. 6,31,10). Polybios erwähnt aber an keiner Stelle irgendwelche Maßnahmen, die die Orthogonalität des gesamten Lagers sichergestellt hätten. Durch fortwährende Wiederholung der quadratischen Lagerplätze hätte sich natürlich ein orthogonales Raster von selbst ergeben. Mit Messungenauigkeiten bei einem womöglich iterativen Verfahren muss aber gerechnet werden und diese könnten nicht unerheblich gewesen sein, wenn ungeschultes Personal beteiligt war. Ebenfalls könnten Unzulänglichkeiten des Terrains die perfekte Ausführung des Idealplanes beein-flusst haben. Die bekannten archäologischen Funde liefern denn auch in diesem Punkt ein differenziertes Bild. Die einzigen bisher umfassend archäologisch erfassten zeitnahen und zu dem bei Polybios beschriebenen Lagertypus passenden Lager, sind wahrscheinlich in dem von Schulten bearbeiteten Fundkomplex bei Renieblas(Spanien) zu sehen. Von den dortigen insgesamt fünf aufeinanderfolgenden Lagern ist das bezüglich seiner inneren Struktur am besten erforschte Lager III hervorzuheben. Auch wenn aus heutiger Sicht das damalige Grabungsergebnis Anlass für nachträgliche Untersuchungen gibt, ist dennoch auf dem ersten Blick erkennbar, dass nur Teile dieses Lagers streng orthogonal ausgeführt wurden. Viele der Abweichungen könnte man durch Anpassungen an die Topographie erklären, liegt das Lager doch auf einem Hügel und weist Höhenunterschiede bis zu ca. 50m auf. Auffallend ist aber, dass in der Forschung genau die Lagerbereiche, die die erwartete orthogonale Präzision im archäologischen Befund aufweisen, plausibel der bei Polybios beschriebenen Lagerungsweise einer einzelnen Legion entsprechen [4]. Dagegen weisen die Lagerbereiche, die man eher den Bundesgenossen zuschreibt ebenso wie der daran anschließende Wall wenige bis keine parallele Strukturen oder rechte Winkel auf. [Abb. 3]
  • Orthogonalität im Lager des Pseudo-Hygin
    In den Beschreibungen des Pseudo-Hygin beginnt das Konstruktionsverfah-ren mit dem Abschätzen eines Standardmaßes. Die Abmessungen der Lagerplätze aller weiteren genannten Truppenteile (Kavallerie, Leibwache,quingenare Kohorten, miliare Kohorten etc.) führt er später auf dieses Maß zurück (Ps.-Hyg. 3). Wortwörtlich maßgebend ist dabei der Platzbedarf einer römischen Infanteriezenturie(Ps.-Hyg.1). Der erwartungsgemäß am häufigsten auftretenden Einheit eines Römerlagers. Der Lagerplan einer Zenturie hat sich über die  Jahrhunderte nicht wesentlich geändert. Er beginnt mit dem Zelt des Zenturios. Daran schließen sich in einer geraden Linie die Zelte der Mannschaften (Contubernia) an. Auch die winterfesten Unterkünfte der Standlager hatten den gleichen prinzipiellen Aufbau. Die Anzahl der Contubernia konnte aller-dings variieren. So gibt es Kasernenbauten die mehr oder weniger als die üblichen 10 Contubernia aufwiesen. Polybios berichtet, dass in der Republik eine Legion personell verstärkt wurde, indem jede Zenturie zusätzliche Contubernia erhielt. Dagegen berichtet Pseudo-Hygin, dass man in temporären Lagern die Zeltreihen um die auf Wache befindlichen Contubernia verkürzen konnte um ein insgesamt kleineres Lager zu ermöglichen. Für ein Standardmaß zur Lagereinteilung war folglich die Breite eines Zenturien-Lagerplatzes  bestimmender als deren Länge. Wobei alle anderen Messstrecken innerhalb des Lagers wahrscheinlich Teile oder Vielfache dieses Standards waren. So scheint insgesamt die Konstruktion des Lagers nach Pseudo-Hygin auf Flächenstreifen variabler Länge zu basieren, deren Breite überwiegend auf der Breite eines Zenturien-Lagerplatzes beruhte oder auf dessen Vielfachen. Diese Standardisierung hält bei aller Komplexität der Konstruktion, die eigentliche Vermessungstätigkeit recht einfach. Das Abstecken des Lagerplatzes durch einen vorausgeschickten Vermessungstrupp konnte zunächst erfolgen, ohne dass dieser den genauen Lagerungsort der einzelnen Truppenteile kennen musste. Länge und Breite des Gesamtlagers sowie die Breite des Vermessungsrasters hätten dafür zunächst völlig ausgereicht. Auch nachträgliche Anpassungen waren eingeschränkt möglich, ohne meist gravierende Änderungen der Gesamtkonstruktion vornehmen zu müssen. So lässt sich das Vermessungsnetzt leicht in eine Richtung verlängern oder verkürzen um auf Schwankungen im Personalbestand reagieren zu können. Archäologisch nachgewiesene Marschlager eines Feldzuges, die gesichert zu dieser Beschreibung passen könnten, gibt es nicht. Die unzureichende zeitliche Datierung des Textes und die fehlende Erfassung der inneren Struktur der in Frage kommenden Lager verhindert bislang eine eindeutige Zuweisung. Anhand des zumeist sicher nachgewiesenen Walles bei einigen datierten Lagern lässt sich aber sagen, dass im Feld Orthogonalität und Parallelität der erhaltenen Strukturen nicht immer an die insgesamt perfekter ausgeführten Standlager anknüpfen konnten. Oft ergeben die Wälle nur ein Parallelogramm, selten aber das bei Pseudo-Hygin geforderte Rechteck mit einem Seitenverhältnis von 2:3. Die Komplexität der Konstruktion, Topographie, Zeitmangel und mangelnde Disziplin scheinen möglicherweise oft genug eine ideale rechtwinklige Konstruktion verhindert zu haben.
Abb.4: Möglicher Idealplan eines Feldlagers für ein konsularisches Heer in der Zeit des Lagers III in Renieblas.
Abb.4: Möglicher Idealplan eines Feldlagers für ein konsularisches Heer in der Zeit des Lagers III in Renieblas.

6.2 Zentralbauten, Orientierung und äußere Form des Lagers

  • Zentralbauten, Orientierung und Lagerform bei Polybios
    In dem von Polybios beschriebenen Feldlager der Republik befindet sich das Praetorium nicht in der konstruktiven Mitte, sondern auf der Spiegelachse des Lagers leicht nach außen versetzt. An dieser Stelle muss eine Diskussion er-wähnt werden, die bezüglich der direkt an die Lagerbeschreibung anschlie-ßenden Textpassage geführt wurde. Die fragliche Textstelle (Polyb. ,32,6) in der Übersetzung von Karl Friedrich Eisen lautet:
    "Wenn aber vier Legionen und beide Konsuln in einem einzigen Lager zusammen sind, muss man sich nur zwei Heere vorstellen, die jeweils in der eben geschilderten Weise angeordnet sind, Rücken an Rücken nebeneinander lagern und miteinander verbunden sind. Bei dieser Anordnung grenzen die beiden Heere bei den Lagerplätzen der Extraordinarii eines jeden Lagers aneinander, die, wie ich geschildert habe, gegen die Rückseite des ganzen Lagers schauen".
    In diesem kombinierten Lager wäre also die Führung, nämlich beide Konsuln zusammen genommen, sehr wohl in der exakten Mitte anzutreffen. Weiterhin schreibt Polybios "Wenn beide Konsuln zusammen in einem Lager sind, dann schlagen sie das Lager immer so auf. Wenn sie aber nicht beisammen sind, set-zen sie Forum, Questorium und Praetorium zwischen die beiden Legionen eines Heeres." Hier wird also für den Fall nur eines anwesenden Konsuls eine weitere Lagerungsart beschrieben, die von der zuerst Beschriebenen bezüglich der Zentralgebäude abweicht. Es stellt sich nun zu Recht die Frage, was Polybios denn zuerst in seinen Ausführungen beschrieben hat. Denn sowohl in der ers-ten ausführlichen Beschreibung, als auch in der nachgeschobenen angepassten Konstruktion ist ja nur ein Konsul anwesend. Nach Walbank [5] liefert Fraccaro (Athen, 1934, 154-61) die plausibelste Erklärung. Demnach zitiert Polybios eine Standardlagerbeschreibung, die beiden konsularischen Heeren ausgehändigt wurde. Da das Standardheer der Republik aber das Vierlegionenheer war, priorisierte diese Konstruktionsschablone die Lagerungsweise dieses Gesamtheeres. Ein einzelnes Lager mit aus der konstruktiven Mitte versetzten Zentralgebäuden hat es demnach möglicherweise nie gegeben. Eine Bestätigung für diese These liefert das einzige bisher umfassend mit seiner inneren Struktur erfasste republikanische Feldlager Renieblas III in Spanien (mit einigen Einschränkungen aber auch Lager V ). Hier handelt es sich offenbar nur um ein Zweilegionenheer, das bezüglich der Lagerungsart der Legionen mit den Beschreibungen bei Polybios konform geht. Das Praetorium scheint sich aber in der Lagermitte, und dort zwischen den Legionen zu befinden. Also ganz wie es Polybios in seinem nachgeschobenen Satz über die Lagerungsart bei nur einem anwesenden Konsul erwähnt. Der Idealplan für die Lagerungsart bei nur einem anwesenden Konsul und seinen zwei Legionen sähe also in etwa wie in Abb.4  aus. Die Form dieses Lagers wäre nicht mehr quadratisch sondern läge näher bei dem, allerdings erst viel später überlieferten 2:3 Verhältnis der Lagerseiten, dem sogenannten Spielkartenformat. Ebenso wie die Form würden aber auch die Abmessungen des Lagers wesentlich besser zu den späteren Lagern IV und V in Renieblas passen, welche ebenfalls keine quadratische Form aufweisen. Folgt man dieser Interpretation, dann war die konstruktive Mitte des Gesamtlagers, auch in der Zeit der Republik immer von Praetorium, Questorium und Forum belegt und das Polybioslager wäre in diesem Punkt keine alleinige Ausnahme in der langen Geschichte des antiken Lagerbaus, der schon weit vor den Römern bei Ägyptern, Assyrern und Griechen teilweise in Reliefs fassbar wird und in denen die Lagermitte, also der am besten ge schützte Punkt, scheinbar immer dem Feldherrn vorbehalten blieb [6]. Und es ist wahrscheinlich genau dieser Umstand, der die Römer dazu veranlasste ihre ansonsten normierte Lagerungsart anzupassen. Über die Orientierung des Vier-Legionen-Lagers zum Feind schreibt Polybios nichts. Da man aber davon ausgehen darf, dass die Konsuln im gemeinsamen Vier-Legionenlager darauf geachtet haben werden gleich weit vom Feind entfernt zu lagern, kommt hier als Praetorialfront nur die längere Lagerseite in Frage. Weil das Lager aber an der dazu parallelen Längsachse gespiegelt ist, kommen letztlich beide Längsseiten in Frage. Auch für das einfache konsularische Lager scheint eine der beiden längeren Lagerseiten, die plausiblere Praetorialfront des Lagers zu sein, wenn man die verschiedenen Rekonstruktionen von Schulten und Dobson [7] betrachtet.
Abb.5: Schema des Feldlagers bei Pseudo-Hygin.
Abb.5: Schema des Feldlagers bei Pseudo-Hygin.
  • Zentralbauten, Orientierung und Lagerform bei Pseudo-Hygin
    Der Raum für das Praetorium bei Pseudo-Hygin befindet sich im zentralen Bereich der Lagerkonstruktion. Wie bei Polybios liegt auch hier, am Eingang des Praetoriums, der Ausgangspunkt für die Vermessung des Lagers. Tatsächlich wird dieser Punkt sogar nach dem römischen Vermessungsgerät "Groma" genannt. Dieses bei beiden überlieferten Lagerbeschreibungen gleiche Vorge-hen, unterstreicht noch einmal die Bedeutung der Lagermitte als bevorzugten Ort für den Feldherrn. Die äußere Form des Lagers bei Pseudo-Hygin ist ein Rechteck mit einem angestrebten Seitenverhältnis von 2:3. Die Begründung hierfür ist, dass bei diesen Proportionen ein kühler Wind das Heer erfrischen kann. Länger darf das Lager nicht werden, da sonst die Hornsignale nicht mehr überall im Lager wahrnehmbar wären. Kleiner darf es nicht sein da die Form sonst zu sehr einem Quadrat ähneln würde. Dieser Punkt ist bemerkenswert, da noch Polybios das Quadrat als die perfekte Figur hervorhebt. Einen Grund für das spätere Umdenken in diesem Punkt liefert Pseudo-Hygin aber nicht (Ps.-Hyg. 21). Dagegen ist die Orientierung zum Feind in dieser Konstruktion eindeutig erkennbar. Die kürzere Lagerseite mitder porta praetoria wird sicherlich dem Feind zugewandt, dagegen die porta decumana , auch das rückwärtige Tor genannt, dem Feind abgewandt gewesen sein. Die Praetorialfront hat sich also von der Längsseite während der Republik zur Querseite des Lagerrechtecks in der Kaiserzeit entwickelt

 

Abb.6: Idealplan des republikanischen Vierlegionenlagers.
Abb.6: Idealplan des republikanischen Vierlegionenlagers.

6.3 Die Lage der Legionen innerhalb der Lagerkonstruktion

  • Die Lage der Legionen bei Polybios
    Die Legionen im Lager des Polybios haben entlang der via praetoria , also der Längsachse der Konstruktion, ihre Plätze. Sie liegen also auch eher zentral und habe nur an zwei der vier Seiten des Vier-Legionen-Lagers direkten Zugang zum Befestigungswall. An den übrigen Seiten haben die Bundesgenossen und Auxilien ihre Bereiche. Die Manipel der Legionen sind so aufgeteilt, dass die Triarii näher am Zentrum liegen als die Principes und Hastati. Jede Legion blickt also in Schlachtaufstellung auf eine der Lagerseiten. Bei der vermuteten Lagerungsart für ein einzelnes konsularisches Heer, würde der Feldherr zwischen den Triariern der beiden Legionen, also der letzten Verteidigungslinie, sein Quartier nehmen. Von der noch dazwischen liegenden Legionsreiterei einmal abgesehen, die ihren zentralen Platz möglicherweise auch dem Umstand verdankt, dass sie bei der Lagerverteidigung eher nutzlos war.

  • Die Lage der Legionen bei Pseudo-Hygin
    Im Lager des Pseudo-Hygin liegen die Legionen nicht mehr in einem zusammenhängenden Block im Lagerzentrum. Die Legionskohorten sind stattdessen direkt am Lagerwall untergebracht und das über seine gesamte Ausdehnung. Einzig die 1. Kohorten der Legionen wurden etwas weiter in das Lagerinnere versetzt. Alle übrigen Truppenteile liegen hinter den Legionskohorten. Während die Wallverteidigung bei Polybios noch zwischen Legionen und Bundesgenossen aufgeteilt wurde, sahen die Römer zur Zeit des Pseudo-Hygin offensichtlich nur noch die Legionen für diese Aufgabe befähigt. Gleichzeitig wurde die fremdstämmigen Truppen im Innern des Lagers durch sie mit einem menschlichen Wall umschlossen (Ps.-Hyg. 2). Auch die Organisation der Wallverteidigung scheint dabei in späterer Zeit ein bestimmender Faktor für die Lagerkonstruktion geworden zu sein, denn die auffälligsten Veränderungen zum Lager des Polybios lassen sich auf diesen Punkt zurückführen. Offensichtlich war man bestrebt die Wallverteidigung des gesamten Lagers möglichst in eine Hand zu legen, denn man vertraute selbst Vexilitationen diese Aufgabe aufgrund von möglichen Missverständnissen bei der Zuständigkeit nicht an, und so sollten auch diese Einheiten möglichst nicht am Wall campieren (Ps.-Hyg 5). Mit dieser Neupositionierung der Legionen hat man gleichzeitig die universelle Lagerungsart der Legion aufgegeben. Die Lagerungsart der Legionen innerhalb des Lagers wurde durch die momentane Heeresgröße bestimmt. Wollte man einzelne Kontingente aus dem Heer kurzfristig herauslösen oder das Heer in der Truppenstärke signifikant aufstocken oder verringern, konnte das unter Umständen eine umfassende Neuverteilung der Truppen innerhalb des Gesamtlagers zur Folge haben. Die universelle Lagerungsart zählte Polybios aber noch zu den Vorzügen des römischen Heerwesens, da zur Vermeidung von Konfusion in jedem neuen Lager der Platz einer Legion oder einer Zenturie exakt der gleiche wie im vorangegangenen Lager war. Dieses Axiom galt bei Pseudo-Hygin nur noch solange die Truppenstärke nicht stark variierte.
Abb.7: Voneinander abgegrenzte Bereiche der Kampftruppen(rot) und der Frührung(blau) im Lager des Polybios
Abb.7: Voneinander abgegrenzte Bereiche der Kampftruppen(rot) und der Frührung(blau) im Lager des Polybios
  • Lagerbereiche nach Funktion bei Polybios
    Abhängig von den Lagerplätzen der einzelnen Truppenteile, lässt sich das Polybioslager auch nach Herkunft und Funktion in verschiedene Bereiche gliedern. So belegen die gewöhnlichen Kampftruppen, bestehend aus den römischen Legionen und den Truppen der Bundesgenossen (ohne Extraordinarii, die als Leibwache des Feldherrn fungierten) etwa zwei Drittel der verfügbaren Fläche. Im verbleibenden Drittel hat die komplette Feldzugsführung samt Leibwachen ihr Quartier. Nur die Auxilia stören bei dieser Art der Betrachtung, da man sie eher zu den Kampftruppen rechnen würde. Die Ausführungen bei (Polyb. 6,31) vermitteln aber eher den Eindruck, dass hier außerplanmäßige irreguläre Truppenverbände campieren durften. Eine weitere Platzreserve gab es in der Verkleinerung von Forum und Questorium (Polyb. 6,32) ebenfalls in diesem Bereich, für den Fall dass mehr Hilfstruppen unterzubringen wären. Dass spricht dafür, dass die schwächeren Kampftruppen irgendwie auf die verbliebenden Freiflächen im Lager verteilt wurden. Insgesamt gesehen dominieren dieses Lagerdrittel aber die mit der Führung Betrauten, die Ersten des Staates, die Prinzipalen. Im republikanischen Vierlegionenlager wird dieser im Zentrum liegende Bereich auf beiden Seiten auch sprechend durch die via principalis abgegrenzt. Da die Belegungsdichte in diesem Bereich wesentlich geringer als bei den gewöhnlichen Kampftruppen war, kann man also in dem Aufteilungsverhältnis ein Drittel zu zwei Dritteln sicher einen standesmäßigen Anspruch erkennen
Abb.8: mögliche weitere Unterteilung des Lagers nach Herkunft der Truppen. Römer (rot), Bundesgenossen (Gelb)
Abb.8: mögliche weitere Unterteilung des Lagers nach Herkunft der Truppen. Römer (rot), Bundesgenossen (Gelb)
  • Lagerbereiche nach Herkunft bei Polybios
    Während die funktionale Unterteilung des Lagers parallel der Querachse erfolgte, kann man zusätzlich auch noch weitere Bereiche parallel zur Längsachse identifizieren, die sich aufgrund der Truppenherkunft differenzieren lassen. Im Innern des Lagers befinden sich fast ausschließlich die römischen Truppen samt ihrem Führungspersonal. Außerhalb dieses Kernbereiches, am Wall, liegen dagegen die Bundesgenossen und Auxilien. Allerdings durchbrechen die Extraordinarii, die in beiden Bereichen vertreten sind, und die Comites hier ein wenig das Schema. Generell kann man sagen, dass sich die Legionen am Wall hauptsächlich von den Bundesgenossen verteidigen ließen und der mehr geschützte Raum im Innern des Lagers den Römern vorbehalten war. Diese  beiden vorgestellten Einteilungen trennen jeweils hierarchisch, wobei die Bedeutung von der Mitte ausgehend in Richtung des Walles abnimmt. Dieses Prinzip setzt sich auch innerhalb dieser Bereiche fort, indem z.B. die Reiter, egal ob man nun Legionsreiterei oder die Kontingente der Bundesgenossen  betrachtet, ihre Lagerplätze mehr zur Lagermitte orientierten als die dazugehörige Infanterie.

6.4.2 Lagerbereiche Bei Pseudo Hygin

 

Im Lager des Pseudo-Hygin werden in der Forschung drei Bereiche unterschieden. An der gleichnamigen Praetorialfront anschließend gibt es zunächst die Praetentura. Dann in der Lagermitte die Latera Praetorii und zuletzt die sogenannte Retentura im hinteren Lagerbereich. Diese Bereiche werden durch zwei Straßen (via principalis und via quintana) innerhalb des Lagers abgegrenzt. Abgesehen von den Legionskohorten ist in diesen Unterteilungen des Lagers, genau wie im Polybioslager, auch eine funk-tionale und hierarchische Trennung zu erkennen. Der Feldherr mit seinem Gefolge und die Reiterei (Praetorianer, Equites Singulares) dominieren die Latera Praetorii. Auch zwei 1. Kohorten der Legionen sowie Vexillationen dürfen hier lagern. Laut Vegetius taten in den ersten Kohorten die nach Herkunft und Bildung hervorragendsten Männer Dienst [8], so dass man für die Latera Praetorii auch hier, ähnlich zum Polybioslager, von einer standesgemäßen Abgrenzung sprechen kann. Die Tribunen und Legaten hatten ihre Lagerplätze zwar in der vorgelagerten Praetentura, dort aber in Tuchfühlung mit den anderen Noblen direkt an der via principalis. Im vorderen Bereich des Lagers liegen weiterhin alle Truppen (Kundschafter, Flottenpersonal und Pannonische/Maurische Reiterei) die für die Vorhut auf dem Marsch wichtig sind. Dabei wurde das Marine-Personal laut Pseudo-Hygin für den Straßenbau eingesetzt und die fremdstämmige Kavallerie wird sie dabei beschützt haben [9]. Hier waren also offenbar funktionale Gründe für die Positionierung im vorderen Lagerdrittel bestimmend. In der Retentura sind dann abschließend die Kontingente der Hilfstruppen(Briten, Gaetuler, Daker, Palmyrer etc.) aufgeführt. Da Pseudo-Hygin die Legionen als die vertrauenswürdigsten Truppen bezeichnet, und diese den Wall verteidigen lässt, kann man also folgern, dass man die weniger vertrauenswürdigen Hilfstruppen in der dem Feind abgewandten Retentura für am wenigsten schädlich hielt. Die Retentura war der minderwertige Teil des Lagers. Das dort gelegene Decumanische Tor war das Fluchttor. Ein Verlassen des Lagers durch dieses Tor kam einer Kapitulation gleich. Auch Bestrafungsaktionen wurden laut Vegetius hier vollzogen [10].

Abb.9: Mit dem hypothetischen Raster übereinstimmende Strukturen im Grabungsplan.
Abb.9: Mit dem hypothetischen Raster übereinstimmende Strukturen im Grabungsplan.

 Egal wie genau der römische Vermesser bei der Konstruktion des Lagers in Obera-den auch vorgegangen ist, er wird sehr wahrscheinlich auch von der Breite eines Zenturien-Lagerplatzes als bestimmende Größe ausgegangen sein. Eine simple Alternative zu den bei Pseudo-Hygin beschriebenen Verfahren der variablen Lager-streifen könnte bei den römischen Feldmessern zu suchen sein. Z.B. wurde bei der Landverteilung eine Fläche zunächst in Quadrate zu etwa 100 heredia aufgeteilt. Weshalb man dabei auch von Centuriation/Limitation sprach. Denkbar wäre dem-nach also ein quadratisches Vermessungsraster, deren Rastergröße sich an der bestimmenden Zenturien-Lagerbreite orientierte. Betrachtet man den Grabungsplan des Lagers Oberaden unter diesem Aspekt ergeben sich interessante Hinweise auf ein mögliches Konstruktionsprinzip. Um festzustellen ob in Oberaden auch mit einem solchen Standardmaß gearbeitet wurde, wird ein regelmäßiges quadratisches Raster über den gescannten Plan gelegt. Als Orientierung für eine mögliche Rasterbreite kann dabei ein entsprechender Wert an einer als Zenturien-Lagerplatz gedeuteten Stelle in der Nordwestecke des Lagers abgetragen werden. Hiervon ausgehend ergibt sich bei einer Rasterung von 76 mal 60 Quadraten über dem Grabungsplan eine vollständige Abdeckung des Lagers zwischen den In-nenseiten der Mauer, wobei die Rasterbreite sehr genau mit der beschriebenen Breite der Zenturien-Lagerplätze übereinstimmt. Zum besseren Verständnis wird dieses Raster im Weiteren auch als Koordinatensystem genutzt dessen Koordinatenursprung links oben mit Koord(0,0)  bezeichnet wird.
Um zu verhindern, dass abgeleitete Längen durch Teilen und Multiplizieren in krummen Werten resultieren, haben Baumeister schon immer Wert darauf gelegt, ihre Maße durch sechs, zwölf oder seltener auch durch zehn teilbar zu halten. Zwar gibt Polybios für sein Lager nur Werte in Fuß an, die durch 50 teilbar sind (50/100/200), aber Oxé (1939, 48 ff.) hat gezeigt dass es sich wahrscheinlich um eine griechische Längeneinheit handelte in die Polybios umrechnete, wie er dies generell auch mit allen anderen Distanzangaben, Währungen und Gewichten tat. Daher sind die ursprünglichen Werte in römischen pes monetalis wohl eher mit 60,120 und 240 anzunehmen [11]. Die Lagerbreite in Oberaden von genau 60 Rasterquadraten könnte also schon ein Hinweis auf eine diesbezügliche Arbeitsweise des Konstrukteurs sein. Die Lagerlänge von 76 Quadraten passt zunächst noch nicht in dieses Bild. Teilt man die Lagerbreite von ca. 666m durch den in den germanischen Provinzen gebräuchlichen pes drusianus (≈332,7 mm), dann erhält man mit ca. 2000 ebenfalls ein schönes Maß. Damit ergibt sich für die Rasterbreite, beziehungsweise für die Breite eines Zenturien-Lagerplatzes, ein Wert von 33 1/3  pes drusianus (≈11,09 m), oder 200 pes drusianus für die Seitenlänge eines quadratischen Kohorten-Lagerplatzes, da immer sechs Zenturien eine Kohorte bildeten. Dies wiederum bedeutet, dass die Lagerbreite in Oberaden exakt der Länge von zehn Kohorten entsprach. Es ergibt sich also ein nach allen Seiten ansprechendes Zahlenwerk. Die festgestellte Rastergröße passt darüber hinaus hervorragend zu dem von Walthew festgestellten Militärmaß der Lager in Inchtuthil und Colchester [12]. Dieses Maß beruht auf Units zu je 7,5 pes Monetalis (≈ 2,22m). Das Raster in Oberaden beruht also auf 5 dieser Units, die gesamte Lagerbreite entsprechend 300 Units. Interessant ist aber auch, dass der Mittelpunkt des Rasters bei Koord(38,30) exakt in einem Raum, des als Praetorium gedeuteten Zentralgebäudes liegt. Es besteht hier also ganz klar eine Parallelität zu den bekannten historischen Lagerkonstruktionen und deren Positionierung des Feldherrn in der Lagermitte. Weiterhin verlaufen fast alle freigelegten Bebauungsstrukturen des Lagers zumindest parallel zum Raster, ein Großteil der Entwässerungsgräben des Straßensystems verläuft sogar direkt darauf. Die einzigen ergrabenen Strukturen, denen man keine Orientierung am angenommenen Vermessungsraster unterstellen kann, befinden sich in der Nord-Ost-Ecke des Lagers. Zusammenfassend kann man feststellen, dass die bauliche Ausführung dieses augusteischen Römerlagers aus der Menge aller zeitgleich datierten und vergleichbar gut erforschten Lager in puncto Orthogonalität, Symmetrie und Größe hervorsticht. In diesen Punkten steht das Lager in Oberaden den ca. 50 Jahre später in Stein ausgeführten neronische Legionsfestungen näher als z.B. den etwas späteren Lagern in Haltern und Anreppen. Vergleichbar bezüglich der genannten Aspekte, erscheint einzig das augusteische Lager auf dem Hunerberg in Nijmegen.

 

 

Abb.10: Konstruktion der nicht zum Raster parallelen Lagerseiten.
Abb.10: Konstruktion der nicht zum Raster parallelen Lagerseiten.

Von den sieben Lagerseiten sind vier parallel zum Raster ausgerichtet. Der Verlauf der Holz-Erde-Mauer an diesen Seiten folgt der durch die Hemistrigia vorgegebenen Rasterung sehr genau. Er scheint also Teil der geplanten Gesamtkonstruktion zu sein und ist nicht willkürlich oder aufgrund von Anpassungen an die topographischen Gegebenheiten so entstanden. Für die drei nicht parallel zum Raster folgenden Lagerseiten scheint dies aber auch zu gelten. Denn Winkel und Längen aller drei Lager-seiten können durch Verbindungen einzelner Rasterpunkte erzeugt werden:

  • im Nord-Westen durch Verbindung der Rasterpunkte Koord(0,17) mit Koord(23,0).
  • im Nord-Osten durch Verbindung der Rasterpunkte Koord(59,9) mit Koord(76,9).
  • im Süd-Westen durch Verbindung der Rasterpunkte Koord(0,43) mit Koord(10,60).

Diese drei über das Raster erzeugten Strecken decken sich ebenso gut mit den ergra- benen Abschnitten der Holz-Erde-Mauer wie die parallel zum Raster Verlaufenden. Damit erscheint der komplette Lagerwall als einheitlich geplante Konstruktion. Die-ses mutmaßliche Vorgehen des römischen Lagerkonstrukteurs war möglicherweise eine verbreitete Technik der römischen Agrimensoren. So vermutet John Peterson [13], das römische Straßen, die schräg durch eine orthogonal vermessene (centurierte) Fläche verlaufen, auch in gleicher Weise durch die Verbindung einzelner Rasterpunkte konstruiert wurden. Die drei nicht parallelen Lagerseiten erscheinen dennoch befremdlich und sind durch ihre Asymmetrie möglicherweise als eine Abweichung von einem hypotheti-schen symmetrischen Idealplan zu sehen. Es fehlt zunächst eine Erklärung für diese Asymmetrie. Das Umfeld des Lagers lässt keine zwingenden topographischen Gründe für eine asymmetrische Anpassung im Bereich der abgeschnittenen Lagerecken erkennen. Die Konstruktionsregeln des Lagers von Pseudo-Hygin führen für  jede Truppenzahl zwangsläufig immer zu einer rechtwinkligen Lagerform. Das republikanische Lager hatte dagegen einen Kern fixer Größe im Bereich der Legionen. Die Lagerlängen waren sicherlich von den Personalstärken der Legionen und Hilfstruppen abhängig, wobei aber zumeist versucht wurde eine quadratische/rechteckige Form zu waren. Zudem wurden im Lager der Republik diese Hilfstruppen an den  beiden äußeren Seiten der Legionen positioniert. Eine symmetrische Verteilung scheint also immer möglich gewesen zu sein, da auch Polybios von einer gleichmäßigen Verteilung der Hilfstruppen schreibt. (Polyb. 6,26,7). Deshalb bleiben die Gründe für die asymmetrische Polygonalität in Oberaden zunächst unklar.

 

Abb.11: Grabungsplan Oberaden mit hypothetischen Ideallager. Von Eckenabschneidungen verschonter Bereich durch die Lagermitte (grün).
Abb.11: Grabungsplan Oberaden mit hypothetischen Ideallager. Von Eckenabschneidungen verschonter Bereich durch die Lagermitte (grün).

Das orthogonale Vermessungsraster, der sich daran orientierende Wall, sowie das exakt im Zentrum positionierte Praetorium sprechen für eine sehr exakte geometrische Planung des Lagers Oberaden. Die asymmetrische polygonale Lagerform entspricht aber nicht den Erwartungen die wir an ein derart geplantes Römerlager haben. Vermutlich ist die Asymmetrie durch nachträgliche Anpassungen einer ursprünglich achsensymmetrischen Idealform entstanden. Um weitere Hinweise auf diese Anpassungen zu erhalten, wird das Lager zwei symmetrischen Alternativen gegenübergestellt, umso die nachträglich veränderten Bereiche näher eingrenzen zu können. Durch die Verlängerung der zum Raster parallelen Lagerseiten kann man zunächst ein größeres Rechteck und somit eine für ein Römerlager idealtypischere Form erzeugen. Dieses Rechteck umfasst das komplette Vermessungsraster. Man erkennt, dass die überzählige Fläche ungleichmäßig an drei von vier möglichen Ecken abgeschnitten wurde.

  1. Flächeninhalt der Nord-West-Ecke: 195,5 Rasterquadrate.
  2. Flächeninhalt der Nord-Osten-Ecke: 76,5 Rasterquadrate.
  3. Flächeninhalt der Süd-Westen-Ecke: 85 Rasterquadrate.

Einziger Hinweis auf ein mögliches System bei dieser Anpassung der Lagerform könnte die zum Raster parallele Westseite des Lagers liefern. Dort fällt auf, dass sie  jeweils oberhalb und unterhalb um jeweils 17 Rastereinheiten verkürzt wurde. Der erhalten gebliebene Teil befindet sich also exakt in der Mitte der alternativen Lager-seite. Auf das obere Ende dieser verkürzten Lagerseite zielt die Verlängerung einer durch die ganze Lagerbreite angenommenen Straße (via quintana?) , die man als Grenze zur Retentura bezeichnen könnte. Spekulativ könnte man also annehmen, dass die bisher unbekannte Regel zur Eckenverkürzung nur den vorderen und rückwertigen Teil des Lagers umfasste und gleichzeitig in der Lagermitte ein 26 Rastereinheiten breiter Streifen nicht verkürzt wurde. Die zweite symmetrische Alternative zur polygonalen Gestalt von Oberaden ist ein perfektes Quadrat von 666m Seitenlänge oder genau 60 Rastereinheiten. Dieses Quadrat wird im Norden und Süden ebenfalls durch den Lagerwall begrenzt. Im Osten und Westen befinden sich dort stattdessen Straßen mit dazugehörigen Ent-wässerungsgräben. Wobei im Westen der archäologische Befund der Straße konform mit dem Vermessungsraster verläuft, im Osten die Straße ca. 5-6m weiter östlich angelegt wurde. Die Annahme einer quadratischen Lagerform für ein Ideallager hat neben der perfekten Symmetrie weiteren Charme, da diese Form einerseits schon durch Polybios belegt ist, andererseits stellt sie nach dem zuvor besprochenen quad-ratischen Vermessungsraster und quadratischen Kohorten-Lagerplätzen eine logische Fortsetzung dar. Die südliche Praetorialfront dieses Lagers wäre komplett erhalten. Die Eckenverkürzung im Süd-Westen beginnt erst an der Süd-West-Ecke des Lagerquadrats. Die Punkte dieser Eckenverkürzung wären durch den 26 Rastereinheiten breiten Mittelteil des Lagers einerseits Koord(0,43) und durch die Süd-West-Ecke des quadratischen Ideallagers bestimmt Koord(10,60). Wie auch bei der ersten rechteckigen Alternative werden auch hier Flächeninhalte im rückwertigen Lagerteil abgeschnitten. Dagegen sind die Flächen außerhalb des Quadrates im Osten und Westen nun als Lagererweiterungen anzusehen. Der Sachverhalt, dass einige Lagerbereiche verkleinert wurden, gleichzeitig aber an anderer Stelle das Lager erweitert wurde, kann wahrscheinlich nicht eine einzige Ursache haben, sondern verlangt nach einer komplexeren Erklärung für die Polygonalität. Die von den symmetrischen Alternativlagern abweichenden Lagerecken scheinen von der inneren Struktur des Lagers abhängig zu sein. Das Quadrat bietet darüber hinaus weitere Aspekte und Erklärungen zur inneren Aufteilung des Lagers, die für die nachfolgenden Punkte wichtig werden.

 

Abb.12: Das augusteische Lager in Obrežje, Slowenien
Abb.12: Das augusteische Lager in Obrežje, Slowenien

Die erkannten Lagerplätze im Grabungsplan des Lagers in Oberaden, die man römischen Truppen zuordnen kann, liegen nahezu alle direkt am Lagerwall. Einzig in der Nord-West-Ecke wurde der Lagerplatz einer Zenturie in zweiter Reihe gefunden. Aber auch diese Ausnahme passt noch ins Bild einer Lagerkonstruktion nach Pseudo-Hygin. Auch dort liegen die Kohorten 2-10 der Legionstruppen direkt am Wall. Die 1. Kohorten der Legionen wurden direkt dahinter an den Hauptlagerstraßen verortet. Dieser Aspekt der Betrachtung spricht zunächst sehr für das Konstrukti-onsprinzip aus der Kaiserzeit. Es sind aber auch Zweifel angebracht. Zum einen wi-dersprechen die asymmetrischen Eckenabschneidungen schon in gewisser Weise dem Bestreben die Legionen optimal am Lagerwall zu verteilen. Durch die das Raster kreuzenden Wallstrecken ergeben sich unbebaute dreieckige Flächen. Hätte man das Lager auf ein Raster von 60 mal 70 Quadrate reduziert, dann hätte sich nicht nur ein Rechteck mit nahezu identischem Flächeninhalt ergeben, sondern auch die Möglichkeit die Legionen ohne ungenutzten Freiraum symmetrisch am Lagerwall gemäß den Regeln bei Pseudo-Hygin zu verteilen. Dieses rechteckige Lager hätte wahr-scheinlich auch am Standort in Oberaden genauso errichtet werden können. Für das tatsächliche Lager in Oberaden ist also offenbar noch eine Regel im Ungewissen, die sich erst bei weiteren Überlegungen erschließt.

 

Dobsons "cohort-organized, single legion camp"

Irgendwann in der späten Republik gab es für die römische Legion die Organisationsänderung von den Manipeln zu den Kohorten. Gleichzeitig operierten einzelne Legionen mit zunehmender Ausdehnung des Reiches auch unabhängig von Feldherrn oder Hilfstruppen. Beide Faktoren zusammen bedingen für die Zeit nach Polybios ein alternatives Lagerungsschema für die einzelne Legion. Dobson propagiert deshalb sein cohort-organized, single legion camp[14]. Also ein standardisiertes Feldlager für eine allein und autonom agierende Legion. Gleichzeitig wird es aber weiterhin das klassische Feldlager für einen gemischten Verband aus Legionen und Hilfs-truppen sowie dem Feldherrn und seinem Anhang gegeben haben. Dabei stellt sich die Frage, ob der römische Feldlagerbau aufgrund dieser veränderten Bedingungen schon direkt mit zwei separaten Lagerungsarten der Legion reagiert hat, so wie es die Beschreibungen bei Pseudo-Hygin nur zulassen. Zwischen Polybios und Pseudo-Hygin liegen aber ca. 400 Jahre und es ist daher eher wahrscheinlich, dass sich die Entwicklung zwischen den beiden Lagerbeschreibungen über eine Reihe von Zwischenschritten vollzogen haben wird. Weiterhin scheint die gravierendste Veränderung in diesem Prozess, die Verlegung der Legionen von der Lagermitte an den Wall, nicht direkt von den oben genannten Faktoren motiviert zu sein. Ein erheblicher Vertrauensverlust in die Bundesgenossen und Hilfstruppen oder die zunehmende Rekrutierung von für die Lagerverteidigung unzulänglicher fremdstämmiger Reiterei werden hierbei eher als Ursachen in Betracht kommen. Beide Faktoren sind zwar bei den antiken Historikern für die Zeit der Germanenkriege belegbar. Schon Caesar rekrutierte vorwiegend germanische Reiterei als Hilfstruppen. In Germanien verließen sich Tiberius und Germanicus ebenfalls auf die Kavallerie von Tenkterern und Batavern. Und schließlich resümiert Strabo, allerdings erst für die Zeit nach der Aufgabe des Lagers in Oberaden, "Diejenigen, denen man am meisten vertraute haben am meisten geschadet" (Strab. geogr. 7.1,4). Fraglich ist aber, ob sich dies alles schon im systematisierten Lagerbau manifestiert hatte. Ist doch die endgültige Verwandlung der römischen Armee zu einem stehenden gut ausgebildeten Berufsheer, und damit ein möglicher Anlass zum Überdenken der Feldlagerkonstruktionen, unter Augustus gerade erst in Gang gesetzt worden. Die durch die Einführung der Kohorten-Organisation bedingten Veränderungen liegen aber sicherlich schon länger zurück und sollten bereits ihre Spuren in den Lagern hinterlassen haben. 

Abb.13: mögliche Legionslagerplätze im Wegenetz des Lagers Oberaden.
Abb.13: mögliche Legionslagerplätze im Wegenetz des Lagers Oberaden.

Wie hätte also eine von Pseudo-Hygin abweichende augusteische Feldlagerbeschreibung in Bezug auf die Lokalisierung der Legionen aussehen können ?


Eine Alternative für die Positionierung der Legionen nach dem späteren Pseudo-Hygin, wäre am wahrscheinlichsten in der zur Bestandszeit von Oberaden früheren Beschreibung des Polybios zu suchen. Dort lagen die Legionen zu beiden Seiten des Feldherrn und nur an den äußersten Seiten direkt am Wall. Vor und hinter den Legionen lagen die fremdstämmigen Hilfstruppen. Effektiv wäre es gewesen, wenn das hypothetische Lagerungsschema der nach Kohorten organisierten Einzellegion einfach nur ein Bestandteil des größeren Heerlagers war. So wäre das angestrebte Ziel im römischen Lagerbau, die Verhinderung von Chaos in voneinander abweichenden Lagern, effizient vermieden worden und  jeder Legionär fand sich innerhalb des Lagerplatzes seiner Legion ohne Gewöhnung sofort zurecht. Wir hätten es also mit einer Art Baukastensystem zu tun, das es erlaubte aus einer beliebigen Zahl von Legionen und Hilfstruppen ein generisches Feldlager zu erstellen. Genau wie im Lager der Republik werden in diesem Lager wahrscheinlich die Legionen das Gesamterscheinungsbild geprägt und die Lager plätze der Hilfstruppen sich zweitrangig nach diesen ausgerichtet haben.
Das augusteische Lager in Obrežje/Slowenien scheint möglicherweise das Lager einer einzelnen Legion zu sein [15]. Aus der beanspruchten Fläche des Lagers und dem aus Oberaden bekannten Platzbedarf einer Kohorte kann man ziemlich gut zehn Kohorten, den Legaten sowie Tribunen etc. unterbringen. Auch wenn die innere Struktur des Lagers in Obrežje wie so oft nicht erkennbar ist, scheinen Länge und Breite des Lagers gut mit den in Oberaden erkennbaren Kohorten-Quadraten zu harmonisieren. Eine Besonderheit dieses Lagers sind die nachträglichen Anpassungen der Lagerumwehrung. Offenbar wurde das Lager nachträglich vergrößert oder verkleinert. Das Interessante dabei ist die Art wie dies geschehen ist. Die neuen und alten Lagerbegrenzungen verlaufen parallel zueinander und darüber hinaus scheinen ihre Abstände alle auf ein gemeinsames Maß zurückzugehen. Dies könnte ein weiterer Hinweis auf ein Militärmaß sein und somit auf ein systematisches Vorgehen im römischen Feldlagerbau auch bei Lagererweiterungen. Versucht man nun in Oberaden einen zusammenhängenden Platz für dieses mutmaßliche Legionslagerschema aus Obrežje zu finden, dann erscheinen unter den bisher gemachten Annahmen eigentlich nur zwei Bereiche sinnvoll. An jeder Seite des Praetoriums befindet sich ein etwa 3 mal 3 Kohorten-Quadrate großes Areal, das auf vier Seiten von Lagerstraßen eingefasst wird, die aufgrund von festgestellten Schotterungen und Entwässerungskanälen identifiziert wurden. Zudem fällt dieses Areal mit dem unter 9.3 festgestellten Bereich zusammen, der von den Eckenverkürzungen verschont geblieben ist. In Abb.13 wurde auf der linken Seite der Grabungsplan von Obrežje maßstabsgetreu in den Plan von Oberaden kopiert. Da es, wie oben besprochen, Hinweise auf die Verwendung des pes drusianus in Oberaden gibt, aber nicht ganz klar ist, ob zeitgleich in Slowenien auch dieses Maß verwendet wurde, ist auf der rechten Seite der gleiche Plan zur Verdeutlichung um 12,5% vergrößert hinein-kopiert, was etwa einer Umrechnung der Konstruktion vom pes monetalis zum pes drusianus entspricht. Diese vergrößerte Variante des Lagers fügt sich sehr gut in die bisherige Rekonstruktion ein. Alle Strukturen der Lagerbegrenzung in Obrežje scheinen synchron mit dem in Oberaden vermuteten Raster zu verlaufen. Bei Koord(10,21) der in zweiter Reihe lagernden Zenturie beginnend, lassen sich bis zu dem unbekannten Gebäude bei Koord(29,21) exakt drei vollständige Kohorten-Lagerplätze unterbringen. Unterhalb dieser drei Kohorten lassen sich weitere sechs Lagerplätze in gleicher Weise annehmen. Der Grabungsplan ist in diesen Bereichen leider sehr dürftig, aber er widerspricht diesen Annahmen auch nicht. Auf der dem Praetorium gegenüberliegenden Seite sieht es noch spärlicher aus. Es sind eigentlich keine Spuren im Grabungsplan zu erkennen, die auf Lagerplätze von Zenturien oder gar Kohorten schließen lassen. Die Annahme einer Standardlegionslagerfläche er schließt sich hier allein aus der Symmetrie des Lagers und fehlenden wiederspre-chenden Befunden im Grabungsplan. Weiterhin stört der Entwässerungsgraben bei Koord(69,28) ein wenig das symmetrische Bild. Während der Entwässerungsgraben bei Koord(9,20) auf der linken Seite exakt auf dem Raster verläuft und somit die Standard-Legionslagerfläche links begrenzt, wurde sein Pendant auf der rechten Seite nicht im selben Abstand zur senkrechten Spiegelachse des Lagers angelegt. Ursache dafür könnten die schon erwähnten Anpassungen bei den seitlichen Lagererweiterungen sein, oder eine generelle Verschiebung der gesamten Legion um eine Rastereinheit nach rechts aus unbekannten Gründen.

Abb.14: Zwei Standardlegionslagerplätze im Bereich des hypothetischen Ideallagers, sowie ein Lagerplatz einer mutmaßlichen dritten Legion in den Lagererweiterungen
Abb.14: Zwei Standardlegionslagerplätze im Bereich des hypothetischen Ideallagers, sowie ein Lagerplatz einer mutmaßlichen dritten Legion in den Lagererweiterungen

Damit wären die neun Standardkohorten einer Legion bereits untergebracht. Die erste Kohorte, das Fahnenheiligtum, der Legat sowie Tribunen und evtl. Legionsreiterei könnten möglicherweise auf der gegenüberliegenden Seite der via principalis untergebracht worden sein, wenn diese Lagerstraße ähnlich wie bei der Polybios-Konstruktion als standesgemäße Trennung fungieren sollte. Damit wären diese Einheiten in einem "single-legion-camp" aber an der dem Feind zugewandten Lagerfront direkt am Wall positioniert und die so wichtige Lagermitte wäre von einer gewöhnlichen Kohorte okkupiert worden. Es ist hier also auch eine andere Aufteilung denkbar. Genaueres ist leider in keinen der benutzten Grabungspläne ablesbar. In Oberaden sind an den äußersten Enden des oben erwähnten Legionsareals, im Osten und im Westen, aber noch jeweils ca. vier Kohorten-Quadrate übrig in die sich keine Le-gion in Standardlagerungsart mehr unterbringen lässt. Als Erklärung könnte die Annahme einer weiteren außerplanmäßigen Anpassung der Lagerform aufgrund der Truppenzusammensetzung sein. Die bis hier hin symmetrische Lagerkonstruktion hätte natürlich ein Problem wenn eine ungerade Anzahl von Legionen unterzubringen wäre. Das Anfügen einer weiteren Legion auf nur einer der Seiten hätte die gesamte Konstruktion asymmetrisch werden lassen und gleichzeitig wäre der Feldherr seiner zentralen Position im Lager beraubt. Deshalb könnte man vermuten, dass in Oberaden eine weitere dritte Legion aus Gründen der Symmetrie nicht in ihrer gewohnten Form lagern durfte, sondern auf beide Seiten entsprechend verteilt wurde. Dabei wurde natürlich darauf geachtet, sie in ihrem standesgemäßen zentralen Bereich zu belassen. Die Verteilung dieser Kohorten könnte dabei zu einer leicht abweichenden Aufstellung gegenüber den beiden zentralen Legionen geführt haben. Eventuell erklärt dies den Umstand, dass die beiden Tore in diesen Bereichen nicht auf gleicher Linie mit der zentralen via principalis liegen. Die Vermutung einer dritten Legion in Oberaden wird zudem gestützt durch das überlieferte Truppenkontingent der drei Varus-Legionen. Der gemeinsame Untergang der 17., 18. und 19. Legion und ihre fortlaufende Nummerierung lassen die Vermutung zu, dass sie von Anfang an gemeinsam in Germanien operierten und auch schon in Oberaden gemeinsam überwinterten.

 

Wenn die Unterbringung einer dritten Legion eine außerplanmäßige Anpassung erforderte, dann wäre es interessant die mögliche Idealkonstruktion eines symmetrischen Zweilegionenlagers zu erfassen. Wenn also der Ost- bzw. Westwall auf die  beiden Standardlagerplätze links und rechts des Praetoriums eingezogen würde und die ebenfalls als außerplanmäßig eingeschätzten Eckenverkürzungen durch rechte Winkel ergänzt würden, dann würde ein perfektes Quadrat mit ca. 666m Seitenlänge entstehen. Zugleich hätten wir mit dieser Lagerform eine weitere Reminiszenz aus der Zeit der Republik. Die Südwestecke dieses Quadrates fällt in Oberaden mit einem Punkt im Süd-Westen zusammen, an dem die dort nicht zum Raster parallele Wallstrecke ihren Ausgang nimmt. Möglicherweise hat das Ideallager also hier den Wallverlauf beeinflusst. Die in Oberaden über das Ideallager hinausgehenden Areale sind flächenidentisch mit dem angenommenen Lagerplatz einer Einzellegion, so dass auch dies die Vermutung einer dritten Legion in Oberaden stützen könnte. Wei-terhin ist dieses quadratische Ideallager über die Breite in exakt drei gleich große Areale teilbar, wobei die zwei äußeren zwei Teile auf die Legionen fallen und das mittlere Drittel dem Feldherrn zugeordnet werden kann. Auch diese Dreiteilung hätte einen klaren Bezug zum republikanischen Ideallager. Dass die dritte Legion nicht symmetrisch auf beide Seiten gleichverteilt wurde, sondern hauptsächlich auf der in Feindrichtung linken Seite, dürfte an den ehrenvollen Status der rechten Lagerhälfte gelegen haben, der sicherlich auf dem schon in der griechischen Phalanx bedeutenden und ehrenhaften rechten Flügel zurückgehen wird.

 

Das bisher erarbeitete Modell erklärt aber bisher nicht die nachgewiesenen Kohorten-Lagerplätze im Süden des Lagers. Diese liegen außerhalb der beiden Legionslagerflächen und auch außerhalb der Lagererweiterungen für die dritte Legion. Wenn es sich hier nicht auch um Kontingente der dritten unsymmetrisch lagernden Legion handelt, müsste man für diese Lagerflächen andere Einheiten in Erwägung ziehen. Nach Pseudo-Hygin kämen hier z.B. Veteranen, Marinesoldaten zum Straßenbau oder eine Vexillation in Frage.

Das mittlere Drittel des quadratischen Ideallagers fällt im Grabungsplan von Oberaden mit dem am besten archäologisch untersuchten Bereich zusammen. Die Zentralgebäude Principia und Praetorium sind vollständig erfasst, darüberhinaus auch noch eine Reihe von Strassen und bisher nicht eindeutig zugewiesenen Gebäudefundamenten. Nach Polybios und Pesudo-Hygin kommen, neben dem Feldherrn, als weitere potenzielle Bewohner dieses zentralen Areals in Betracht:

  • Leibwache des Feldherrn
    In der Republik erwählte der Konsul aus den Kontingenten der Bundesgenossen die sogenannten Extraordinarii zu seiner Bewachung (Polyb. 6,26,6). In der Kaiserzeit übernahmen die explizit zum Schutz des Herrscherhauses gebildeten Praetorianer diese Aufgabe. Dieser Name leitet sich direkt von der Befehlszentrale des Feldherrn, dem Praetorium ab. Sie waren genau wie die Legionen in Kohorten organisiert und wurden auch den Thronfolgern mit auf deren Feldzügen gegeben. Für die Bestandszeit von Oberaden wissen wir zwar nicht über wie viel Praetorianern Drusus in Germanien verfügte. Aber für seinen im Jahre 14 n. Chr. ebenfalls in Germanien kämpfenden Sohn Germanicus berichtet Tacitus über eine Leibwache von zwei Praetorianer-Kohorten (Tac. Ann. 2,16). Da die Praetorianer auch in Kohorten organisiert waren scheint eine vergleichbare Lagerfläche zunächst naheliegend. Allerdings schreibt Pseudo-Hygin, dass die Praetorianer die doppelte Fläche beanspruchen dürfen aufgrund ihrer größeren Zelte(Pseudo-Hyg.6). Dazu muss man sagen, dass dieser doppelte Platzanspruch wahrscheinlich aus einer Zeit stammt, in der die Praetorianer schon eine fordernde, wenn nicht bestimmende Größe im römischen Machtgefüge bezüglich der Proklamation eines neuen Kaisers darstellten. Für die Zeit des Augustus scheint ihr Einfluss aber noch auf den eigentlichen Personenschutz begrenzt gewesen zu sein, so dass ein mutmaßlicher Lagerplatz einer Praetorianer-Kohorte wenn überhaupt nur geringfügig größer als der einer Standardlegionskohorte gewesen sein dürfte. Ein denkbarer Platz im augusteischen Ideallager für möglicherweise zwei Praetorianer-Kohorten befindet sich oberhalb des Praetoriums. Zusammen mit dem Feldherrn hätte sich die Leibwache innerhalb des Lagers in einem Bereich konzentriert, der auf allen vier Seiten, einer Bannmeile gleich, von überbreiten Straßen eingefasst war. Allerdings gibt es bisher keine archäologischen Funde in diesem Bereich, die Aufschluss darüber geben könnten, was sich tatsächlich hier befand und so bleibt dies lediglich eine Vermutung.
  • Comes,  Freunde und Clienten des Feldherrn
    Schon in der Republik war es üblich, dass der Feldherr sich im Krieg von engen Vertrauten begleiten ließ. In beiden Lagerbeschreibungen sind die Comes in unmittelbarer Nähe zum Platz des Feldherrn erwähnt. Dies waren durchaus Leute mit militärischer Ausbildung, doch werden Sie aufgrund ihrer eher adligen Herkunft nicht der strengen Lagerdisziplin der Legionen unterworfen gewesen sein. Die Spuren ihrer Behausungen wer-den daher möglicherweise eher einen individuellen Grundriss aufweisen als einen genormten. Ein möglicher Platz für die Comes könnte der Bereich zwischen den Standardlegionslagerflächen und den Straßen der "Bannmeile" gewesen sein. Im Grabungsplan von Oberaden ist hier auf  beiden Seiten des mittleren Lagerdrittels je ein Gebäudegrundriss unspe-zifischer Art zu erkennen (Koord(30,20) Koord(41,32)). Es könnte sich also hier tatsächlich um die Lagerplätze der comes handeln
  • Die Legaten (Erwähnung allerdings erst bei Pseudo-Hygin)
    In der Republik wurden die Legionen noch nicht von Legaten geführt, sondern unterstanden direkt dem Konsul/Feldherrn. Es gibt also im Lager des Polybios keinen diesbezüglich vorgesehenen Platz. Auch das "cohort-organized, single legion camp" wird zunächst ohne einen expliziten Platz für den Legaten geplant worden sein, da die Legionen nur unter bestimmten Bedingungen einem legatus legionis unterstellt wurden. Bei Pseudo-Hygin gibt es ein eigenes Scamnum für die Legaten und die Tribunen der Praetorianer. Für die Rekonstruktion des augusteischen Ideallagers stellt sich also die Frage, ob die Legaten evtl. einen Platz im Standardlegionslager hatten? Andernfalls wären die für sie reservierten Flächen wahrscheinlich am ehesten im mittleren Drittel des quadratischen Ideallagers zu suchen. In diesem Bereich des Lagers in Oberaden gibt es zwischen der Principia und der porta praetoria drei auffallend große im mediterranen Baustil errichtete Wohnhäuser. Diese Zahl passt zu den  bisher vermuteten drei Legionen, so dass die Ansprache als Wohnhäuser der Legaten durchaus möglich erscheint.
  • Die Tribunen
    Die Tribunen werden bei Polybios in direkter Nähe des Feldherrn er-wähnt. Sie sind aber in Ihrer Aufstellung klar auf Ihre zugehörige Legion ausgerichtet und nur durch die via principalis von ihr getrennt. Bei Pseudo-Hygin gibt es hinter den Legaten ein eigenes Scamnum für die Tribunen aller anwesenden Legionen auf der vom Praetorium aus gesehen gegenüberliegenden Seite der via principalis. Eine Ausrichtung auf die zugehörige Legion ist nicht mehr möglich, da es keine Standardlegionslagerplätze mehr gibt. Da die Tribunen aber schon im Polybioslager fester Be-standteil der Legion waren, werden ihre Lagerplätze mit einiger Sicherheit in den Standardlegionslagerflächen des augusteischen Ideallagers zu suchen sein.

 

Abb.15: Vollständiger Rekonstruktionsvorschlag für das Lagers Oberaden.
Abb.15: Vollständiger Rekonstruktionsvorschlag für das Lagers Oberaden.

Während im Vier-Legionen-Lager des Polybios noch keine gravierenden Unterschiede zwischen dem vorderen und hinteren Lagerbereich zu erkennen sind, kann man für die bisher freigelegten Bereiche in Oberaden aber schon von einer funktionalen Trennung im Sinne der bei Pseudo-Hygin beschriebenen Praetentura und Retentura ausgehen. Auch wenn die rückwertigen Lagerbereiche noch nicht sehr intensiv erforscht wurden, sprechen doch die unterschiedlichen Lagerwege, Flächengröße sowie die Möglichkeit, die Kohorten-Quadrate zwischen Wegenetz und Wall unterzubringen für den unterschiedlichen Charakter von Retentura und Praetentura. Während man in der Retentura zwischen der Via Quintana und dem Nordwall genau zwei Kohorten-Quadrate unterbringen kann, gelingt eine äquivalente Aufteilung in der Retentura dagegen nicht. Das könnte bedeuten, dass in der Praetentura teilweise die Kohorten nicht in einem Quadrat lagerten, sondern in einem flächengleichen Rechteck. Alternativ wären auch bisher unbekannte Truppen oder Feldzugseinrichtungen denkbar, die aufgrund ihrer Personalstärke zu klein für ein Kohorten-Quadrat waren. Denkbar wäre dort z.B. ein Valetudinarium, eine Fabrica oder ein Veterinär, die bei Pseudo-Hygin ebenfalls in der Praetentura verortet werden. Es könnte sich aber auch um die Lagerplätze der Legionsreiterei handeln, die wie bei Pseudo-Hygin in langen schmalen Streifen untergebracht wurden.
n dem nicht von den Legionen belegten Teil der Praetentura lassen sich zwischen Wall und Wegenetz nur sechs Kohorten-Quadrate unterbringen. Wobei jeder Standardlegionslagerfläche genau drei dieser Kohorten gegenüberliegen. In zwei der Kohorten-Lagerflächen sind Funde der typischen Zenturien-Kasernen gefunden worden (Koord(29,57) Koord(55,57)). Allerdings scheinen sie etwas länger zu sein als ihre Pendants an der Nordwestecke des Lagers, was auf einen überdurchschnittlichen Personalbestand deuten könnte. Aufgrund ihrer auf die Standardlegionslagerflächen bezogene Lage, waren diese Einheiten möglicherweise auch organisatorisch den Legionen unterstellt. Einen Hinweis von legionsabhängigen Kohorten liefern ein paar Textstellen. Velleius Paterculus spricht über die Truppenstärke der untergegangenen Varus-Legionen von "drei Legionen, ebenso viele Reitergeschwader und sechs Kohorten" (Vell. 117). Vermutet wird allgemein, dass es sich bei diesen sechs Kohorten um Vexillationen weiterer Legionen oder Hilfstruppen gehandelt haben könnte. Vexillationen wurden zu dieser Zeit aber auch die wahrscheinlich in separaten Kohorten organisierten Veteranen des Augustus genannt:

Nicht einmal für die Entlassenen sei der Dienst zu Ende, sondern als Vexillarier dienend hätten sie unter anderer Benennung dieselben Anstrengungen zu tragen. Und wenn ja einer so viele Unfälle überlebt habe, werde er noch in entlegene Länder geschleppt, wo er unter dem Namen von Äckern morastige Sümpfe oder unbebaute Berggegenden erhalte. (Tac Ann I,17)

Die Dienstzeiten der Legionäre war von Augustus zur angenommenen Belegungszeit von Oberaden auf 16 Jahre festgelegt worden. Daran anschließend mussten die Legionäre als Veteranen mindestens weitere 4 Jahre unter erleichterten Bedingungen ableisten [16]. Bei einer homogenen jährlichen Rekrutierungsrate fielen pro Jahr in der augusteischen Legion 240 Veteranen bei 20jähriger Dienstzeit, beziehungsweise 300 Veteranen bei 16jähriger Dienstzeit an, die zu Vexillationen zusammengefasst werden konnten. Bei der Variante mit 20jähriger Dienstzeit entsprach die Zahl der Veteranen rechnerisch genau dem Personal von drei Zenturien der Legion, bei 16jähriger Dienstzeit waren es dagegen etwas mehr. Es könnte also sein, dass die Veteranenzenturien der kürzeren 16 jährigen Dienstzeit eine von den Legionszenturien differen-zierte Personalzahl aufwiesen (*)

 

Bei 4 bzw. 5 jährigen Veteranendienst, hätte es im Umfeld jeder Legion also noch mindestens zwei Veteranenkohorten gegeben. Für das Drei-Legionen-Heer im rekonstruierten augusteischen Feldlager könnten also analog auch noch sechs Veteranenkohorten in den oben genannten Lagerflächen in der Praetentura anzunehmen sein. Die hypothetische Annahme der Veteranenverbände hat also einerseits im Grabungsplan von Oberaden eine glaubwürdige Entsprechung, liefert aber auch eine weitere Erklärung für die sechs Kohorten des Paterculus. Da wir es in beiden Fällen mit genau drei Legionen zu tun haben gewinnt dieses Konstrukt ebenfalls noch an Kausalität und deutet daraufhin, dass der Befund in Oberaden eine archäologische Bestätigung des historisch überlieferten Truppenkontingentes des Varus sein könnte.

 

In der Retentura lassen sich von den Eckenabschneidungen ausgehend zwölf ganze Kohorten-Quadrate positionieren. Fünf in der westlichen Hälfte und sieben in der östlichen Hälfte. Es entsteht dabei ein Freiraum an der Zentralachse des Lagers. Es würde sich anbieten dieses Areal in der Rekonstruktion als Questorium zu berück-sichtigen. "Das Questorium hat seinen Namen von dem Questor der manchmal dort seinen Platz zugewiesen bekam". So ähnlich äußert sich Pseudo-Hygin über diesen Teil des Lagers. In den Beschreibungen des Polybios war dies wohl analog zum Forum, ein großzügiger freier Raum. Er diente dort der Unterbringung von Vorräten oder bei Bedarf auch als zusätzlicher Lagerplatz für Hilfstruppen. Bei Pseudo Hygin scheint das Questorium ebenfalls die Funktion einer Platzreserve gehabt zu haben. So wurden feindliche Unterhändler hier untergebracht oder eventuelle Kriegsbeute gelagert. Dieser Bereich zog sich von der porta decumana bis zum Praetorium hin und war et-was schmaler als dieses um den Wachen dort Raum zu lassen. (Ps.-Hyg. 18). Im rekonstruierten Wegenetz des LWL scheint die Verbindung der porta decumana zur Via Quintana von der links zur Hauptachse positionierten Lage des Tores auszugehen. Aufgrund der Achsensymmetrie könnte dieser Weg/Platz möglicherweise aber auch breiter gewesen sein, und so den gesamten Freiraum der Konstruktion ausgefüllt haben.

 

Als mögliche Bewohner der seitlichen zwölf Kohortenlagerflächen in der Retentura wären in erster Linie fremdstämmige Hilfstruppen anzunehmen sein. Römer betraten dieses Areal zumeist nur für Bestrafungsaktionen oder bei der unehrenhaften Flucht aus dem eigenen Lager.

 

(*) Mit diesem Konzept der unterschiedlich großen Veteranenzenturien lassen sich auch ein  paar Unzulänglichkeiten des Lagers in Haltern erklären die man nicht unbedingt mit einer  standardisierten römischen Legion in Verbindung bringen würde. So sind dort bis jetzt nur  sechs komplette Kohorten-Lagerplätze archäologisch nachgewiesen worden. Die Unterbrin gung einer kompletten Legion ist auch unter Berücksichtigung der bisher nicht hinreichend untersuchten Flächen für Haltern zweifelhaft.Trotz des Platzmangels wurden ältere Kohorten-Kasernen in der Nord-Ost-Ecke zivil überbaut. Die Kasernen verschiedener Kohorten variieren stark in der Länge und deuten auf unterschiedliche Personalstände in den Verbän den. Daneben weist Haltern selbst für eine komplette Legion eine überdurchschnittliche Anzahl von Offiziersunterkünften auf. In Summe deutet es meiner Meinung nach daraufhin, dass in Haltern die oben hergeleiteten sechs aktiven Veteranenkohorten lagerten und dort eher nicht das Standlager einer Legion war.

8 Ableitung anderer Lagergrößen

 

Aufgrund der bisher erarbeiteten Rekonstruktion des Lagers in Oberaden, lassen sich auch mindestens zwei weitere Varianten des augusteischen Feldlagerbaus erschließen. Neben der unsymmetrischen Drei-Legionen-Variante in Oberaden wären dies die beiden naheliegenden symmetrischen Gegenstücke eines Zwei-Legionen beziehungsweise eines Vier-Legionenlagers. Insbesondere auch deshalb, weil diese Legionszahlen mit denen der beiden Lager der Republik nach Polybios identisch sind. Das Zwei-Legionenlager entsteht aus der Rekonstruktion durch Weglassung der Lagerplätze der asymmetrischen dritten Legion. Unter der Voraussetzung entsprechender Truppenteile in der Praetentura und Retentura entsteht ein perfektes Quadrat mit einer Rasterung von 60x60 Einheitsquadraten. Die gesamte Struktur des Lagers ist achsensymmetrisch (Abb. 16). Das Vier-Legionenlager entsteht durch Doppelungen der jeweils äußeren Lagerdrittel des Zwei-Legionenlagers. Im Prinzip wird im Kernbereich der Legionen also nur  jeweils ein weiterer Standardlegionenlagerplatz auf beiden Seiten hinzugefügt. Auch dieses Lager wäre in seiner Idealform komplett achsensymmetrisch. (Abb. 17)

 

Abb.16: hypothetisches 2-Legionen-Ideallager
Abb.16: hypothetisches 2-Legionen-Ideallager
Abb.17: hypothetisches 4-Legionen-Ideallager
Abb.17: hypothetisches 4-Legionen-Ideallager

Abb.18: Das 2-Legionen-Ideallager überlagert mit den Grabungsplänen der Lager in Engelhardstetten und Oberaden.
Abb.18: Das 2-Legionen-Ideallager überlagert mit den Grabungsplänen der Lager in Engelhardstetten und Oberaden.

Bei der Übertragung des erarbeiteten Regelwerkes auf andere archäologisch nachgewiesene Römerlager zeichnet sich ein differenziertes Bild. Die Form des, nach Oberaden, am besten erforschten großen augusteischen Lagers auf dem Hunerberg in Nijmegen tendiert in Bezug auf die Lagerform und die Lagerplätze der Kohorten in Richtung des 2-Legionen-Ideallagers und die aufgefundenen Fundamentspuren ori-entieren sich ebenfalls an einem rechtwinkligem Raster. Auch lassen sich zwei Standard-Legionslagerplätze in ähnlicher Art mit dem archäologischen Befund vereinbaren. Die als via principalis gedeutete Hauptlagerstraße verläuft in Nijmegen aber unterhalb ihrer Position im Ideallager und verschiebt damit auch den vormals zentralen Bereich der Standard-Legionslagerplätze. Die im Lagerzentrum aufgefundenen Fundamentspuren lassen sich ebenfalls nicht mit dem Befund aus Oberaden vereinbaren. Sie sind größtenteils sogar asymmetrisch. Auch hat es offenbar in der exakten geometrischen Mitte kein mit Oberaden vergleichbares Zentralgebäude gegeben. Somit liefert das Lager auf dem Hunerberg nur für Teilaspekte des Regelwerkes eine Bestätigung. Mögliche Erklärungen für die Abweichungen vom Ideallager könnten die Topographie und/oder die eventuelle Abwesenheit des Feldherrn gewesen sein. In dem Fall könnte man über ein zeitgleiches Bestehen der Lager in Oberaden und Nijmegen spekulieren, wobei der Feldherr in Oberaden residierte und in Nijmegen nur ein sekundäres 2-Legionenheer überwinterte. Auch in diesem Fall liefern die historisch überlieferten Truppenkontingente ein passendes Indiz. Während in Obe-raden möglicherweise die späteren Varuslegionen lagerten, kämen für Nijmegen dann folgerichtig die zeitgleich mit seinem Onkel kommandierten zwei Legionen des Asprenas in Betracht. Dies könnte bedeuten, dass von Drusus bis Varus die fünf Legionen konstant in dieser Zwei-Heeres-Konstellation in Germanien operierten (Abb.18)

 


Abb.19: Das 2-Legionen-Ideallager überlagert mit den Grabungsplänen der Lager in Engelhartstetten und Oberaden
Abb.19: Das 2-Legionen-Ideallager überlagert mit den Grabungsplänen der Lager in Engelhartstetten und Oberaden

In Engelhartstetten wurden Gräben eines wahrscheinlich in augusteische Zeit datierenden Römerlagers gefunden. Die Ausmaße dieses Lagers werden mit 677m x 694m angegeben. Auch hier ist die Nähe zum Quadrat des 2-Legionen-Ideallagers mit 666m x 666m auffällig. Weitere Funde, die über die innere Struktur des Lagers Aufschluss geben könnten sind bisher aber nicht publiziert. Es könnte sich um ein Lager der an der Donau wahrscheinlich in Doppellegionslagern stationierten römischen Truppen handeln. (Abb. 19)

Abb.20: Der Grabungsplan der Lager 5 und 6 nach Gechter im Kontext des 4-Legionen-Ideallagers.
Abb.20: Der Grabungsplan der Lager 5 und 6 nach Gechter im Kontext des 4-Legionen-Ideallagers.

Einer der bedeutendsten Fundorte mit nachgewiesener römischer Präsenz findet sich in Neuss. Hier wurden je nach Zuweisung bis zu zwölf aufeinander folgende Lager gefunden. Einige der frühen Lager sind aber nicht gesichert und es existieren zwei Vorschläge für die Zusammenfassung und Abfolge der Fundfragmente von G. Müller und M. Gechter [17]. Der von Gechter publizierte Grabungsplan von Lager 5 und 6 weist demnach ein paar Konstruktionsmerkmale auf, die diese Lager auf das 4-Legionen-Ideallager zurückführen könnten. Anstelle des Praetoriums, hätte dieses Lager im Lagerzentrum eine Principia. Möglicherweise ein Hinweis, dass kein Mitglied des Kaiserhauses als Feldherr anwesend war. Die via principalis dieses Lagers deckt sich vollständig mit dem Verlauf der aus römischer Zeit stammenden heutigen Kölner Straße. Der überwiegende Teil, der dem Lager 5 zugeordneten Fundamentspuren ist parallel zu dieser Straße. Interessant ist zudem, dass genau dort wo die ansonsten geradlinig verlaufende Kölner Straße Richtung Neuss abknickt, ein Lagertor des hypothetischen 4-Legionenlager gewesen sein müsste. Sollte die Kölner Straße also auf ein Römerlager zurückgehen, dann hat möglicherweise ihr Verlauf die Position eines Tores dieses Lagers konserviert. (Abb. 20) Der von Gechter dem Lager 2 und 5 zugeordnete Lagergraben widerspricht aller-dings den Regeln des Ideallagers und geht möglicherweise nur auf das Lager 2 zurück. Dafür ist das kurze rechteckige Teilstück des Grabens von Lager 6, bei Gechter ein Annex von Lager 5, mit dem Vermessungsraster des Ideallagers konform und markiert eine Lagerecke des 4-Legionen-Lagers.

10 Zusammenfassung, Bewertung und Ausblick

 

Mit Hilfe der Geometrie, den historischen Feldlagerbeschreibungen und dem aktuel-len Forschungsstand ist es möglich ein Regelwerk zu entwickeln, dass weitestgehend als passende Sequenz innerhalb des Entwicklungsprozesses vom Polybios-Lager der Republik hin zum Lager des Pseudo-Hygin im 1. bis 2. Jahrhundert angesehen werden kann. Auch wenn die genaue Struktur im Innern der Lager mehr angenommen, als archäologisch nachgewiesen ist, so scheint doch das Konzept von einem aus mehreren Standardlegionslagerflächen bestehenden und formbestimmenden Lagerkern das grundsätzliche Vorgehen der augusteischen Feldmesser bei der Konstruktion ihrer Lager einleuchtend zu erklären. Das rekonstruierte Regelwerk bleibt einfach und nachvollziehbar und ist bezüglich seiner Komplexität ebenfalls zwischen den  beiden historisch überlieferten Lagerbeschreibungen anzusiedeln. Die polygonalen Formen dieser Lager sind demnach nicht allein willkürlich entstanden oder der Topographie geschuldet, sondern folgen zumeist einem logisch nachvollziehbaren Schema, dessen Zweck die Anpassung des Lagerideals an den Personalbestand des Heeres ist. Darüber hinaus liefert diese Arbeit einen detaillierten Einblick in die Vermessungstechnik der römischen Agrimensoren. Das nach allen Seiten ansprechende Zahlenwerk des Vermessungsrasters, die komplette Erklärung des polygonalen Wallverlaufes in Oberaden über dieses Raster und der Nachweis eines mit C. W. Walthew konformen Militärmaßes sind eindeutig als die sichersten Schlussfolgerungen anzusehen. Die Rekonstruktion überzeugt weiterhin durch die Bestätigung der Größe des für die augusteischen Germanenkriege historisch verbürgten Truppenkontingents der drei Varuslegionen. Es ist sogar so, dass man aufgrund der Gründe für den römischen Lagerbau berechtigt davon ausgehen kann, dass alle Lager dieser Legionen im Prinzip die gleiche Aufteilung und Abmessungen aufwiesen wie das Lager in Oberaden. Denn aufgrund der angestrebten Wiederverwendbarkeit des römischen Lagers ist das einmal erkannte Lagerschema eines bestimmten römischen Heeres als dessen Fingerabdruck anzusehen solange die Truppenzusammensetzung sich nicht gravierend ändert. Auch wenn das Ergebnis in einigen Details hypothetisch bleibt, so fordert es doch grundsätzlich dazu auf, die Existenz eines nach diesen festen Regeln praktizierten augusteischen Lagerbaus für die Zeit der Germanenkriege in Betracht zu ziehen. Dabei sollte nach alternativen Klassifizierungen für die wahrscheinlich nicht nach ei-nem vergleichbaren Verfahren konstruierten Römerlager Anreppen, Haltern, Kneblinghausen oder Marktbreit gesucht werden, denn die Verwendung des hier hergeleiteten Regelwerkes lässt sich eigentlich nur im Zusammenhang mit den hochdisziplinierten augusteischen Legionen sehen, so dass sich die Ansprache vorgenannter Lager als Standlager bzw. Marschlager von Legionen im Grunde verbietet. Die in der Entwicklungsgeschichte des römischen Lagerbaues so wichtige Verlagerung der Legionen von der Lagermitte an den Wall, hat unter Augustus offenbar noch nicht stattgefunden. Hypothetische Gründe für diesen Paradigmenwechsel können zeitlich mit einiger Wahrscheinlichkeit nach den hier besprochenen Lagern angesetzt werden. Das bei Pseudo-Hygin formulierte Ziel, die Wallverteidigung in wenige vertrauenswürdige Hände zu geben, kann für das hypothetische Ideallager als nicht gegeben betrachtet werden. Mit den Legionen im Lagerkern verbleiben weite Abschnitte des Walles in der Obhut der sekundären Einheiten

Quellen

 

[1] J.-S- Kühlborn:"Die Lagerzentren der römischen Militärlager von Oberaden und Anreppen“ in Bodenaltertümer Westfalens Bd. 26.

[2] Vegetius: epitoma rei militaris II,4

[3] Gilliver: Auf dem Weg zum Imperium S.66

[4] John Pamment Salvatore "Roman tents 'replicated' in stone-built barracks of the 2nd century BC in Spain" in "Journal of Roman Military Equipment Studies 4", S.23,

[5] F.W. Walbank: "Commentary on Polybios" S.709-712.

[6] Kate Gilliver: "Auf dem Weg zum Imperium" S.79.

[7] Michael Dobson: "The Army of the Roman Republic" S.103, das quadratische Lager von Schulten auf S.187

[8] Vegetius II 6,1

[9] Ps.-Hyg.24

[10] Vegetius I 23,3

[11] Michael Dobson: "The measurement system used by Polibius" in "The Army of the Roman Republic" S.71

[12] C.V.Walthew: "Length-Units in Roman Military Planning", Oxford Journal of Archaeology 7(1) 1988

[13] : Trigonometry in Roman cadastres  Wege durch das Vermessungsraster in Cremona, Figure 5.

[14]   Michael Dobson: "The Army of the Roman Republic" S.119, Camps for single legions with allies.

[15] Phil Mason: "The Roman Fort at Obrežje and Augustan Military Activity in the Sava Valley in Slovenia " in Bodenaltertümer 45 S.187.

[16] Werner Eck: Augustus und seine Zeit, S.86.

[17] Michael Gechter: Der römische Militärplatz Neuss(Novaesium) in Krieg und Frieden Kelten Römer Germanen S.207

 

Erstellt: Januar 2015
Letzte Änderung: Januar2015